neusprachlicher Unterricht

neusprachlicher Unterricht
neusprachlicher Unterricht,
 
der Unterricht in lebenden Fremdsprachen. Im neusprachlichen Unterricht - unter Einbeziehung der Landeskunde - lässt sich ein vertieftes Verhältnis zu Sprache überhaupt und in der Begegnung mit einer anderen Kultur und Sprache auch für die Vielfalt kultureller Phänomene gewinnen. Der neusprachliche Unterricht dient insbesondere dem Verständnis der benachbarten Völker und leistet damit einen Beitrag zur internationalen Verständigung und zur politischen Bildung; er erfährt auch besondere Förderung (Schüleraustausch, -wettbewerbe). Große Bedeutung hat auch der durch Volkshochschulen, nationale Kulturinstitute, private Sprachschulen (zum Teil Fernunterricht) sowie durch Hörfunk und Fernsehen angebotene neusprachliche Unterricht.
 
Gegenwärtig wird im öffentlichen Schulwesen an allgemein bildenden Schulen neusprachlicher Unterricht als Pflichtfach gegeben, in der Regel Englisch ab der fünften Klasse. Seit Anfang der 1990er-Jahre kann neusprachlicher Unterricht bereits in der Grundschule ab der ersten Klasse erteilt werden. Das Konzept der »Begegnungssprache« soll der Tatsache Rechnung tragen, dass Kinder im Grundschulalter bereits vor und während der Grundschulzeit auf vielfältige Art Kontakt zu anderen Sprachen haben. Die Wahl der Begegnungssprache ist zum Teil in die Verantwortung der Schule gestellt: Schulen im Grenzgebiet können die Sprache des Nachbarlandes bevorzugen, Schulen in Gebieten mit einem hohen Anteil von ausländischen Mitbürgern können deren Sprache zur Begegnungssprache wählen. Der neusprachliche Unterricht in der Begegnungssprache variiert im Umfang zwischen 20 und 45 Minuten je Woche. Die Realschulen bieten fakultativ eine weitere lebende Fremdsprache (in der Regel Französisch), die bei Gymnasien zum (zum Teil auch alte Sprachen umfassenden) Fächerkanon gehört; je nach erster Fremdsprache (im neusprachlichen Gymnasium meist Englisch; im altsprachlichen Gymnasium Latein) ab der siebten Klasse Latein, Englisch, Französisch oder Griechisch. Fakultativ ist eine dritte (ab der neunten Klasse oder später, zum Teil auch Russisch, Italienisch, Spanisch oder Griechisch). Eine Fremdsprache muss durchgängig bis zum Abitur belegt werden.
 
In Österreich setzt der neusprachliche Unterricht in der fünften Klasse (nach zweijähriger fremdsprachiger Vorschulung in der Grundschule) in der Regel mit Englisch ein, die Hauptschule bietet im Fach Englisch verschiedene Niveaukurse an, im Gymnasium wird zum Teil auch mit Französisch begonnen, als zweite Fremdsprache kommt in der siebten Klasse Latein dazu, in der neunten Klasse Griechisch oder eine zweite lebende Fremdsprache. Im Realgymnasium folgt auf die grundständige lebende Fremdsprache in der neunten Klasse eine zweite lebende Fremdsprache oder Latein.
 
In der Schweiz wird in der vierten oder fünften Klasse mit dem Unterricht in der zweiten Landessprache begonnen, je nach Sprachregion Französisch oder Deutsch, in der italienischsprachigen Schweiz wahlweise Französisch oder Deutsch. Auf der Sekundarstufe II (Gymnasium) kann als zweite lebende Fremdsprache die dritte Landessprache oder Englisch gewählt werden. Weitere Sprachen sind je nach Maturitätstyp Latein, Griechisch, ferner Spanisch und Russisch.
 
Im Berufs- und Fachschulwesen wird neusprachlicher Unterricht entsprechend den jeweiligen Zielsetzungen unter Einbeziehung der Fachterminologie angeboten.
 
Methodisch stehen Interaktion und Kommunikation und die Anwendung der direkten Methode (der Unterricht erfolgt in der zu erlernenden Sprache) im Vordergrund. Computergestützter Unterricht sowie auditive und audiovisuelle Hilfen können dabei eine Rolle übernehmen.
 
 
Der neusprachliche Unterricht (besonders Französisch) war seit der Renaissance Bestandteil höfisch-weltmännnischer Bildung. Seit der Aufklärung gewann er auch in den bürgerlichen Schulen eine gewisse Bedeutung; im Lauf des 19. und 20. Jahrhunderts holte der neusprachliche Unterricht gegenüber dem altsprachlichen Unterricht auf und überrundete ihn schließlich; 1938 löste in Deutschland Englisch das Französische als meistgelehrte lebende Sprache ab.
 
 
Konvergenzen. Fremdsprachenunterricht: Planung - Praxis - Theorie, hg. v. I. Buchloh u. a. (1996);
 
The cultural context in foreign language teaching, hg. v. M. Pütz (Frankfurt am Main 1997);
 
Strategien u. Techniken beim Erwerb fremder Sprachen, hg. v. U. Rampillon u. a. (1997).

Universal-Lexikon. 2012.

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